Seit etwa 500 Jahren ist ein relativ kleines Fenster in unserer Kirche ein besonderer Anziehungspunkt für viele Besucher. Ein unbekannter Künstler hat auf originelle Art das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern dargestellt. Es ist als „Westfälisches Abendmahl“ bekannt.

Auf dem Tisch stehen typisch westfälische Speisen: Ein Schweinskopf und ein Schinken, Roggenbrot und Bier. Auch der Schnaps, der in Westfalen nach einer deftigen Mahlzeit dazugehört, darf nicht fehlen. So eine volkstümliche Darstellung spricht den Betrachter an.  

Der Künstler verlegt das Abendmahl in die mittelalterliche Zeit und nach Westfalen. Jesus sitzt in der Tischgemeinschaft mit seinen Jüngern. Nur Judas hockt auf einem Schemel allein vor dem Tisch. Die Jünger haben gerade erfahren, dass einer von ihnen den Herrn verraten wird. Sie reagieren auf diese erschreckende Nachricht so unterschiedlich, wie wir Menschen es immer tun. Die eine Gruppe wird still und nachdenklich, die andere tröstet sich beim Essen und Trinken und eine dritte Gruppe diskutiert mit lebhaften Gebärden, was sie gerade gehört hat. Judas hält mit seiner rechten Hand den Geldbeutel mit dem Lohn für seinen Verrat fest umschlossen. Seine linke Hand streckt er nach dem Brot aus, das Jesus ihm reicht. 

Diese Darstellung ist auch heute noch eine Einladung an alle Christen, das Abendmahl zu jeder Zeit und an jedem Ort zu feiern. 

Betritt man die Wiesenkirche, so fällt der Blick auf dieses Fenster mit seinen verhalten leuchtenden Farben. Es ist nicht das älteste Fenster unserer Kirche und auch bei weitem nicht das größte, doch sicher das bekannteste.